In Diskussionen begegnet uns immer wieder das Argument, Krebs habe viel von seinem Schrecken verloren. Schließlich wäre die Krankheit heute nicht mehr automatisch ein Todesurteil. Zumindest die quantitative Aussage hinsichtlich der Überlebenswahrscheinlichkeit ist nicht ganz falsch, denn heute überleben bspw. fast 90 Prozent der an Brustkrebs erkrankten Frauen (Frauen 2010: 87%; Männer 2010: 74%, Diagramm unten im Beitrag) die Erstdiagnose um mindestens 5 Jahre – bei gleichzeitig dramatisch ansteigenden Fallzahlen. Ist deshalb alles gut, ist Krebs kein Problem mehr?
Krebs ist noch immer eine der gefährlichsten Krankheiten. Kein Patient weiß nach der Diagnose, zu welcher Gruppe er gehören wird. Zu den Überlebenden? Oder zu den Menschen, die an Krebs sterben werden? Und wenn er überlebt, zu welchem Preis? Wie wird dieses Leben aussehen? Überleben ist eine Seite der Medaille, der Preis dafür ist eine ganz andere. Krebs als harmlos abzutun, ist also weder gerechtfertigt, noch fair im Umgang mit Betroffenen. Es ist auch gefährlich, weil eine Verharmlosung zu einem Nachlassen der individuellen und gesellschaftlichen Anstrengungen führen kann, Krebs zu vermeiden.
Ändert sich das Leben durch Krebs? Ja, das tut es, in vielen Fällen radikal und für immer. Viele Menschen berichten davon, dass sie danach für immer mit dem Bewusstsein leben, dass das Leben, das nichts mehr selbstverständlich ist. Manchen ist dies Ansporn, ihr Leben bewusst zu gestalten, für andere ist es eine ewig präsente Last.
Die gute Nachricht ist, dass sehr viele (ehemalige) Patienten aber auch davon berichten, dass sie nach der Krankheit zu einem guten und erfüllten Leben voller Schönheit und Lebensfreude zurückgefunden haben, trotz – oder manchmal sogar wegen – der zurückbleibenden psychischen und physischen Narben.
Die Bilder in diesem Beitrag haben wir dem „The Scar Project“ entnommen. Das Projekt portraitiert Menschen in existenziellen Krisen und findet immer wieder zu Bildern, die Traurigkeit, Stolz, Kraft und Schönheit in einer unvergleichlichen Weise verbinden.
Mehr dazu auch in diesem Beitrag.
So traurig-ernst und doch so schön!
Das ist wirklich eine gute Nachricht! „Die gute Nachricht ist, dass sehr viele (ehemalige) Patienten aber auch davon berichten, dass sie nach der Krankheit zu einem guten und erfüllten Leben voller Schönheit und Lebensfreude zurückgefunden haben“
Liebe Grüße von Silke