Als ich endlich, nach einer langen schmerzhaften Trennung von meinem Mann, den Entschluss für ein Leben mit Lachen fasste, kam der olle Krebs. Ein drei cm großer Tumor saß in meiner linken Brust. Ich war gerade 36 Jahre alt und nunmehr alleinerziehend. Die Diagnose „Triple negativer Brustkrebs“ traf mich wie ein Messerstich. Doch nach der dunklen Nacht, sah der nächste Morgen wieder heller aus, meine innere Stimme sprach sehr optimistisch und zuversichtlich zu mir. Eigentlich stand ich noch im Ring und so hatte ich beschlossen, meinen Körper und mein Leben zu verteidigen. Ich las viel und recherchierte über den ollen, ungebetenen Gast.
Die angeratenen Therapien, Operation, Chemotherapie und Bestrahlung nahm ich dankend an. Bereits nach der OP fühlte ich mich erleichtert, diesen ollen Tumor nicht länger beherbergen zu müssen. Die Chemo war, trotz aller Nebenwirkungen, meine große Verbündete an meiner Seite. Ich versuchte immer aktiv im Leben zu bleiben. Ich tanzte des Nachts, während unendlich einsamen Stunden einfach zu lauter Musik in der Küche oder ging mit Freunden aus. Da ich mich auch mit Glatze hübsch fühlte, genoss ich zwei Glatzenshootings, die mir sehr viel bedeuteten.
In der Reha-Maßnahme in Grömitz „gemeinsam gesund werden“ ging es in einer Gesundheitsstunde um persönliche Ziele im Leben und ich fasste den Entschluss, ein Buch zu schreiben. Das war schon immer mein großer Traum gewesen. „Der Kerl, der olle Krebs und ich“ erschien im Frühjahr 2013 im Buchverlag für die Frau, passend zur Leipziger Buchmesse. Dort hatte ich auch das große Glück, eine kleine Lesung zu halten. An meinem anderen Ziel, einmal im Leben einen Halbmarathon zu laufen, arbeite ich noch….
Heute genieße ich ganz bewusst auch die kleinen Glücksmomente im Alltag und gestalte mein Leben mit sehr viel Achtsamkeit. Ich liebe meine beiden Kinder und mein neues Leben. Ich gehe wieder meinem Beruf nach, nehme mir Zeit fürs Laufen und habe vor einem halben Jahr mit Yoga begonnen.
Mein Lebensmotto „Keep the faith“* unterstützt und stärkt mich.
* engl. für „Bewahre den Glauben“
Anja Kleemann hat ein Buch über ihren Umgang mit der Krankheit Krebs geschrieben: „Der Kerl, der olle Krebs und ich“.
Lange hat Anja Kleemann mit sich gerungen, ob sie ihre persönliche Geschichte der Öffentlichkeit preisgeben soll. Dann wird ihr klar: Ich kann das nicht für mich behalten. Also schreibt sie auf, was sie durchlebt hat. Auf 150 Seiten erfährt der Leser viel Persönliches aus dem Leben der Radiologieassistentin aus dem nordrhein-westfälischen Hagen: Wie sie sich von ihrem untreuen Ehemann trennt, wie sie mit der Diagnose Brustkrebs umgeht und ihr nach der Chemotherapie die Haare büschelweise ausfallen. Den Kampf gegen die Krankheit hat Kleemann gewonnen. „Das Schreiben war eine Therapie“, sagt sie heute.
LVZ, →17.6.2013