Wir hatten hier schon die Kraft der Musik und des Singens für Wohlbefinden und Gesundheit thematisiert. Spontan würde man solche positiven Effekte nur fröhlicher Musik zuschreiben, oder? Umso erstaunlicher ist ein Forschungsergebnis der FU Berlin. In ihrer Studie Das Paradox von durch Musik hervorgerufene Traurigkeit: Eine Online-Umfrage* befragten die Autoren Liila Taruffi und Stefan Koelsch 772 Probanden zu ihrem Hörverhalten von Musik. Eines der Ergebnisse: auch traurige Musik kann den Hörer in positive Stimmung versetzen! „Traurige Musik zu hören, hilft uns dabei, negative Emotionen rauszulassen”, sagt Liila Taruffi. Außerdem fühlten sich viele beim Hören verstanden: Derjenige, der diese Musik produziert hat, hat anscheinend einmal genau das Gleiche gefühlt.“ Die Autoren stellen auch Verbindungen zu weiteren Theorien her. So nimmt man an, dass die mit trauriger Musik hervorgerufenen Stimmungen zu einer verstärkten Produktion des „tröstenden“ Sexualhormons Prolactin führen, das besonders dann ausgestoßen wird, wenn Menschen traurig sind oder weinen.
Ganz grundsätzlich sieht Stefan Koelsch große therapeutische Potentiale der Musik: „Musik aktiviert die zentralen Strukturen im Gehirn, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind. In manchen Fälle kann sie diese sogar verändern. […] Mithilfe von Musik lassen sich möglicherweise die Glücksstrukturen im Gehirn wieder animieren.”
Mehr über die Studie gibt es bei FURIOS (Campusmagazin der FU Berlin)und im SPIEGEL.
*Taruffi L, Koelsch S (2014) The Paradox of Music-Evoked Sadness: An Online Survey. PLoS ONE 9(10): e110490. doi:10.1371/journal.pone.0110490