Patiententag am 03.07.2012

Das Nordwestsächsische Brustzentrum lud im Rahmen eines Patiententages am 03.07.2012 ins Haus Leben Leipzigein. „Vergangenheit, die nicht vergeht. Leben nach einer Krebserkrankung“ – so lautete der Vortrag von Stefan Zettl, der insbesondere auf dem Gebiet der Psychoonkologie als Experte gilt.

Rund 70 Gäste lauschten den Ausführungen des psychologischen Psychotherapeuten aus Heidelberg. Von einer Krebserkrankung ist meist nicht nur der Patient selbst, sondern auch der Partner und die Familie betroffen. Einfühlsam und teils humorig sprach Zettl über die durch eine Krebserkrankung begründeten Belastungen und erhielt häufig ein zustimmendes Nicken aus dem Publikum.

Die Angst der Menschen vor einer Krebserkrankung ist Umfragen zufolge außerordentlich groß. Nicht selten werde diese Erkrankung mit Siechtum, Schmerzen, Pflegebedürftigkeit und Tod in Verbindung gebracht. Dazu kommt der Kontrollverlust, über den viele Patienten klagen. „Der onkologische Patient benötigt mehr als eine qualifizierte medizinische Versorgung. Er braucht auch eine individuelle Krankheitsbewältigungsstrategie.“ Angebote aus den Bereichen Bewegung, Entspannung, Kreativität und Musik geben hilfreiche Möglichkeiten, Ängsten entgegenzuwirken und den Genesungsprozess zu unterstützen. Studien zufolge fühlten sich insbesondere die Angehörigen emotional mehr belastet als der Patient selbst. Zettl führt dies darauf zurück, dass sich Pflegepersonal und Therapeuten um den Patienten kümmern und weniger um den Angehörigen. In vielen Fällen wirke sich aber eine solche Erkrankung nicht negativ für die Beziehung aus. Familiäre Ressourcen werden aktiviert, starre Rollenverteilungen aufgegeben und die Verantwortung von Familienaufgaben auf andere Familienmitglieder aufgeteilt. Zettl ging in seinem Vortrag auch auf die Situation der Kinder ein. Kinder spüren sofort, wenn etwas in der Familie nicht stimmt. Wichtig sei, keine zusätzlichen Ängste zu schüren, sondern mit den Kindern zu sprechen und ihnen die Situation zu erklären.

Anschließend sprach Frau Dr. Frömter, Oberärztin an der  Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum St. Georg, zu den neusten Behandlungsmöglichkeiten bei Brustkrebs.  Das Brustzentrum bietet für Patientinnen mit brusterhaltender Therapie eine neue Methode der Strahlentherapie an: eine intraoperative, d. h. eine bereits während der Operation erfolgende Radiotherapie – eine der derzeit innovativsten Behandlungsmethoden von Brustkrebs. Dies ist möglich durch ein transportables Strahlentherapiegerät, das gleich nach der Tumorentfernung im OP während der Narkose eingesetzt wird. Das umliegende Gewebe und die Haut werden durch die direkte Bestrahlung des Tumorbettes geschont. Operateur und Strahlentherapeut arbeiten direkt zusammen und ermöglichen der Patientin eine insgesamt schonendere und kürzere Brustkrebsbehandlung.

Ergänzend stellte Dr. Katrin Blumstengel die komplementären Therapien des Mammakarzinoms und die diesbezüglichen Angebote des Brustzentrums vor. Westliche und asiatische Naturheilverfahren werden erfolgreich bei funktionellen Erkrankungen eingesetzt und bieten zusätzliche Therapieoptionen. Die Oberärztin am Zentrum für Komplementäre Medizin erläuterte insbesondere die verschiedenen Säulen der Klassischen Naturheilverfahren, der Traditionellen Chinesischen Medizin und der Komplementären Medizin. Sie führte aus, welcher Stellenwert die Komplementäre Medizin bei der Behandlung von onkologischen Patienten zukommt. Dabei bestehen z. B. die Möglichkeiten der Behandlung mit Akupunktur, Moxibustion, Kräutertherapie, Diätetik, Schröpfen, Fußreflexzonenmassage, Tuina, und Qi Gong. Aus den Klassischen Naturheilverfahren sind hervorzuheben die Beratung hinsichtlich Ordnungs-,  Ernährungs- und Bewegungstherapie.

Abgerundet wurde der Patiententag durch den Vortrag von Dr. Petra Wüller mit dem Thema „Integrative Medizin am Beispiel des Haus Leben Leipzig“. Die Ärztin für Integrative Medizin ermunterte die Zuhörer, zunächst an ein paar kurzen, praktischen QiGong-Übungen teilzunehmen. Ziel war es, trotz fortgeschrittener Stunde die Konzentration wieder anzuregen  – mit Erfolg. Frau Wüller erläuterte, dass im Gegensatz zur alternativen Medizin die integrative Medizin die so genannte „Schulmedizin“ nicht ausschließe. Integrative Medizin verbindet Elemente aus verschiedenen wissenschaftlichen und medizinischen Richtungen entsprechend dem Bedarf des Patienten sinnvoll zu einem Ganzen. Das Beste aus beiden Systemen wird dabei kombiniert. „Die Rolle des Patienten in der integrativen Medizin ist die des zunehmend aktiven, mitgestaltenden und mitbeteiligten mündigen Patienten, der im Zentrum des Gesundungsprozesses steht. Der Mensch steht in seiner individuellen Komplexität aus Geist, Körper und Seele im Mittelpunkt des diagnostischen und therapeutischen Bemühens,“ so Wüller.

Präventivmedizinische Ansätze wie Ernährung, körperliche Bewegung und Entspannung,  wie sie auch im Haus Leben Leipzig zu finden sind,  genießen einen hohen Stellenwert in der integrativen Medizin. Orientierend an klassischen fernöstlichen Traditionen der Gesundheitspflege stehen gezielte therapeutische Maßnahmen für ein gesundes Leben im Vordergrund. Es wird großen Wert auf die Aktivierung und Förderung der körpereigenen Selbstheilungskräfte gelegt. Das Haus Leben Leipzig ist die einzige Einrichtung dieser Art in Mitteldeutschland, in der Patienten, Angehörige und Familien sozialrechtliche und psychoonkologische Beratung sowie Therapieangebote aus den Bereichen Bewegung, Ernährung, Kreativität und Entspannung unter  einem Dach finden.

Der Patiententag endete mit einer anschließenden Diskussionsrunde, die von Prof. Uwe Köhler, Leiter des Nordwestsächsischen Brustzentrums und Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum St. Georg moderiert wurde, und gab den Zuhörern Gelegenheit,  ihre noch offen gebliebenen Fragen zu stellen.

Patiententag 2012

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