Untersuchung des Klinikums St. Georg zeigt geringes Interesse an Darmkrebsvorsorge – bei gleichzeitig nachweislicher Notwendigkeit

Im Rahmen der Untersuchung wurden 71 Koloskopien (Darmspiegelungen) durchgeführt. Nur 21% der Untersuchungen erbrachten einen Normalbefund ("alles okay") | Grafik: haus Leben e. V.

Im Rahmen der Untersuchung wurden 71 Koloskopien (Darmspiegelungen) durchgeführt. Nur 21% der Untersuchungen erbrachten einen Normalbefund („alles okay“) | Grafik: Haus Leben e. V.

Diese Ergebnisse sind alarmierend. Seit 2002 die Vorsorgekoloskopie als Leistung der Krankenkassen ab einem Lebensalter von 55 Jahren eingeführt wurde, haben nur 25% der Berechtigten diese auch in Anspruch genommen. Die Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am Klinikum St. Georg Leipzig hat nun untersucht, aus welchen Gründen Menschen eine Koloskopie ablehnen und welche Folgen diese Ablehnung haben kann.

Dafür wurden über einen Zeitraum von drei Monaten 1.109 Interviews mit stationär aufgenommenen Patienten auf Basis von Fragebögen geführt. Das Ergebnis: obwohl ein hoher Anteil der Befragten ein erhöhtes Darmkrebsrisiko aufwies, waren am Ende nur 71 Patienten bereit, eine Koloskopie im Rahmen ihres stationären Aufenthalts durchführen zu lassen. Dabei wurde statistisch nochmals unterschieden zwischen Vorsorgemaßnahme (keine Risikofaktoren erkennbar) und der Koloskopie aufgrund einer akzeptierten Indikation (Risikofaktoren erkennbar).

Bei nur 21 dieser Patienten verlief die Untersuchung ohne Befund, es war also – vereinfacht ausgedrückt – alles in Ordnung. Bei 37 Patienten wurde ein behandlungsbedürftiger Zustand diagnostiziert (Entzündung, CED/Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Divertikel etc.), bei 17 Patienten wurden Polypen gefunden (potentielle Vorstufe von Darmkrebs), bei einem Patienten wurde Darmkrebs festgestellt!

Risikofaktoren in der Patientengruppe

Risikofaktoren in der Patientengruppe | Grafik: Haus Leben e. V.

Die Gründe für einer Ablehnung waren vielschichtig und reichte von „fühle mich zu alt“ und „aktuell nicht wichtig“ bis „andere Erkrankung“ (siehe Poster Darm-T.Ü.V Therapie, Überwachung und Vorsorge von Darmkrebs).

Ein generelles Screening aller Patienten im Krankenhaus ist nach Auffassung der Experten somit nicht sinnvoll. Nun sollen weitere Maßnahmen entwickelt werden, um die Akzeptanz der (Vorsorge-)Koloskopie in der Zielgruppe zu steigern.

Für die Interviews wurde unter anderen der Fragebogen zum familiären Darmkrebsrisiko der Felix Burda Stiftung verwendet (→ Link zur Webseite).

Hier sehen Sie die Zielstellung, Methodik und Ergebnisse der Untersuchung im Überblick.

Für eine größere Darstellung bitte ins Bild klicken

Für eine größere Darstellung bitte ins Bild klicken

Kontakt:

Prof. Dr. med. I. Schiefke
Klinik für Gastroenterologie & Hepatologie
Fon: +49/ (0)341/ 909-2626
Fax: +49/ (0)341/ 909-2673
E-Mail: angela.graef@sanktgeorg.de
www.sanktgeorg.de
Klinikum St. Georg gGmbH
Delitzscher Str. 141
04129 Leipzig

Hier ein älterer Beitrag mit Prof. Schiefke im Leipzig Fernsehen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.