Warum erkranken Menschen an Krebs?

Molekulare Burkitt-Signatur (Hummel et al., NEJM (2006))

Molekulare Burkitt-Signatur (Hummel et al., NEJM (2006))*

Warum erkranken Menschen an Krebs?

Immer, wenn die Medien von einem Prominenten berichten, der an Krebs erkrankt oder wir von einer Tumordiagnose im Bekanntenkreis erfahren, stellt sich bei den meisten die Frage: Warum bekommen wir Krebs? Wie häufig es vorkommen kann? Kann man sich schützen?

Was ist Krebs?

Der Begriff „Krebs“ stammt vom altgriechischen „karzinos“ ab und bezeichnet die bösartigen Neubildungen eines Gewebes. Mit dem Begriff Krebs werden ganz unterschiedliche bösartige Tumorerkrankungen bezeichnet, die eines gemeinsam haben: die unkontrollierte Wucherung von entarteten Zellen. Die Tumorzellen wachsen schnell, ungesteuert und zerstörerisch. Außerdem sind sie in der Lage, sich über den ursprünglichen Krankheitsherd auszubreiten und den Kontrollsystemen unserer Körper zu entweichen.

Krebs kann in jedem Gewebe unserer Organe vorkommen, daher gibt es über 200 verschiedene Formen dieser Krankheit, die unterschiedliche biologische Eigenschaften, klinische Symptome und Verläufe aufweisen. Heutzutage können mehr als die Hälfte der Krebspatienten geheilt werden, auch die Lebenserwartung von Tumorpatienten ist stark gestiegen. Um diese Fortschritte zu erlangen, muss man die Ursachen von Krebs erkennen, die in den letzten Jahren immer tiefgehender erforscht wurden. Die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse belegen immer deutlicher, dass Krebs eine genetische Erkrankung ist. Unterschiedliche Ursachen führen zu einer Schädigung der Erbsubstanz. Dabei sind komplexe und wiederholte Störungen erforderlich, die sehr spezielle Schlüsselgene betreffen.

Krebszellen sind genetisch „mutierte“ Zellen und durchbrechen somit die grundlegenden Gesetze der Zellbiologie und der normal regulierten Gewebsorganisation. Eine Mutation ist jedoch selten ausreichend, um einen Krebs hervorzurufen. Zumeist wird eine Vielzahl von Mutationen benötigt, um eine maligne „Transformation“ der Zelle zu erreichen.

Welche Auswirkungen haben Mutationen auf die gesunden Zellen? Was sind Mutationen und welche Arten gibt es?

Eine Mutation ist eine genetische Veränderung der DNA. Dabei muss man zwischen den erworbenen und den geerbten Mutationen unterscheiden. Für eine Krebsentstehung sind die erworbenen Mutationen maßgeblich und die geerbten die Ausnahme. Wichtig ist, dass die meisten Mutationen für den Körper keine negativen Auswirkungen haben. Weniger als eine von 1000 Mutationen kann gefährlich für den Organismus sein.

Ursachen von Krebs und Risikofaktoren

Wie kommt es nun zu diesen Mutationen? Wie werden diese überhaupt hervorgerufen? Sie können durch bestimmte DNA-schädigende Faktoren verursacht werden, diese nennt man auch Mutagene. Jedoch nicht für jede Krebserkrankung konnte man bisher eine spezifische Ursache feststellen.

Bei einigen Tumoren hingegen sind Erkrankungsauslöser bekannt (z. B. beim so genannten Asbestom, einem Tumor der Lunge, welcher durch das Einatmen asbesthaltiger Stäube entsteht). Es gibt natürliche Karzinogene, wie einige Schimmelpilze. Verschiedene Medikamente können das Risiko für eine Krebserkrankung erhöhen. Einige Infektionskrankheiten fördern die Krebsentstehung. Manche Tumore kommen in Familien gehäuft vor.

Einige Faktoren, die Krebs verursachen können, kann man beeinflussen, andere jedoch nicht. Der Mehrheit der Tumorfälle kann man vorbeugen. Die Erkrankungsrate von Lungen- und Hautkrebs kann erheblich gemindert werden durch Unterlassung von Rauchen und Schutz vor übermäßiger UV-Licht-Exposition. Diese sind vermeidbare exogene Schädigungen. Bei manchen Berufsgruppen gibt es Expositionen mit chemischen und physikalischen Mutagenen. Hier sind hohe Risiken durch entsprechende Schutzmaßnahmen vermeidbar. Andererseits gibt es Faktoren, die man hingegen nicht beeinflusst, wie Alterung oder geerbte Gene.

Des Weiteren ist bekannt, dass es viele Risikofaktoren gibt, die Krebs verursachen oder auch beschleunigen oder verlangsamen. Dazu gehört der Lebensstil, einbezogen Ernährung und Bewegung. Das belegen viele Studien. Heutzutage leben wir in einer sogenannten „zu“- Gesellschaft: Zu viele Kalorien, zu viel Gewicht, zu wenig Bewegung, …usw. Genau das sollten wir ändern, da ein gesunder Lebensstil unser Krebsrisiko fast um ein Drittel senken kann.

Worauf man achten sollte und was man ändern kann, darauf werden wir in weiteren Beiträgen eingehen.

Dr. med. Luisa Mantovani Löffler
Chefärztin Klinik für internistische Onkologie/Hämatologie
Cooperatives Onkologischen Centrum
Klinikum St. Georg gGmbH Leipzig


* Was zeigt das Bild?

Das Bild zeigt das Muster der Genaktivierung (Genexpression) bei B-Zell-Lymphomen
Man erkennt zwei verschiedene Aktivierungsmuster. Die Tumoren auf der linken Seite stellen sich als Burkitt-Lymphome heraus. Sie haben typischerweise eine Gentranslokation (Myc-Bruch) und relativ geringe zusätzliche genetische Schäden (Komplexität). Die anderen B-Zell-Lymphome haben kaum myc-Brüche und einen vielgestaltigen Mutationshintergrund, der sich in hoher genetischer Komplexität widerspiegelt. Diese Ergebnisse wurde im Konsortium „Molekulare Mechanismen der Malignen Lymphome (MMML)“ erzielt. An aktuellen Forschungen dieses Konsortiums ist das Klinikum St. Georg beteiligt.

Das Bild wurde der folgenden Publikation entnommen:
Hummel et al. (2006) Molecular Diagnosis of Burkitt’s Lymphoma, N Engl J Med 2006; 354:2431-2442June 8, 2006DOI: 10.1056/NEJMoa055759

 

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