Danke – Haus Leben Leipzig

Mein Name ist Christa Grahl und ich hatte Krebs.

Um zu verstehen, wie wichtig das Haus Leben für uns Krebskranke ist, muss man verstehen, was der Krebs mit uns macht.

Ich bin, wie man so schön sagt, eine gestandene Frau. Ich habe drei Kinder, vier Enkel und war immer berufstätig. In meinem Beruf habe ich mich fast ausschließlich um Menschen und deren Probleme gekümmert. Und dann passiert das und warf mich vollkommen aus der Bahn.

Da gehst du wegen einer Kleinigkeit zum Arzt. Der sagt nach einem CT, dass in mir etwas wächst, was dort nicht hingehört. Ich musste also zur OP und machte mir, außer dem Krankenhausaufenthalt, keine weiteren Gedanken.

Und dann wachst du auf und bist auf der Intensivstation. Wieso das? Du fühlst dich, wie sterben und musst 2 Tage da bleiben. Dann sagt dir ein Arzt auf der Normalstation, dass es wie Krebs aussah, aber, dass  der endgültige Befund durch die Pathologie bestätigt wird. Ich habe ihn nicht für ernst genommen. Ich hatte doch keinen Krebs! Ich habe immer Krebspatienten bewundert und hatte große Anteilnahme mit ihnen, wenn sie eine Krebstherapie durchstehen und so großen Lebensmut hatten. Aber ich? – ich habe doch keinen Krebs!

Ich machte mir tatsächlich keine großen Gedanken, weil ich von einem Irrtum ausging. Soll doch erst mal der Befund kommen! Aber zunächst kam die Sozialarbeiterin und wollte mit mir die Reha für Krebspatienten besprechen. Voller Empörung schickte ich sie weg. – Ich habe keinen Krebs. –  Heute schäme ich mich sehr dafür. Was wird sie wohl von mir gedacht haben?

Nach 10 Tagen Krankenhausaufenthalt kam der Chefarzt mit dem Befund. „Die Ränder sind krebsfrei und Sie dürfen morgen nach Hause“. Mein Jubel war groß. Ich hörte ein „krebsfrei“. Wenn die Ränder krebsfrei sind, muss es ja ein Krebsgeschwür gewesen sein. Das ignorierte ich vollkommen. Ich hörte keinem Arzt mehr zu und sagte der ganzen Familie (Mann, Kindern, Geschwister, Mutter und Freunden), dass ich keinen Krebs habe. Ich wollte auch kein Entlassungsgespräch. Ich wüsste alles.

Das da „Karzinom“ stand, beunruhigte mich auch nicht. Ich redete mir ein, es gäbe sicher auch gutartige Karzinome. Mit dieser Gewissheit ließen sich auch meine körperlichen Beschwerden, die noch enorm waren, besser aushalten.

Als ich entlassen wurde, habe ich  sofort meinen behandelnden Arzt, informiert. Mit den Worten: „Ich habe keinen Krebs“ drückte ich ihm den Befund in die Hand und ging mit meinem Mann nach Hause.

Drei Tage ließ der Arzt mir Zeit, drei Tage, wo ich mich noch erholen konnte und dann konfrontierte er mich und meinen Mann mit der Diagnose Krebs!

Mir hat es förmlich die Füße weggehauen, denn ich landete auf der Couch und wollte tagelang nicht Aufstehen, nicht Essen, nur Weinen. Mein armer Mann, der nicht mehr ein noch aus wusste, holte meinen Hausarzt. Bis dahin wusste er von nichts. Er redete lange mit mir, erklärte mir die Diagnose und gab mir „Stimmungsaufheller“. Eine Tablette, die zumindest das Weinen eindämmte und nach der ich wieder Denken konnte. Ich wollte nur noch Normalität und sehnte mich nach meinem alten Leben zurück. Also ging ich in meinen alten Sportverein. Ich konnte natürlich nicht beim Nordic-Walking mitmachen, aber wenigstens meine Sportfreunde sehen. Eine Sportfreundin sagte mir, ich solle doch ins Haus Leben gehen. Hier werden Krebskranke therapiert und man kann sich hier auch sportlich betätigen. Das war der beste Ratschlag in meinem bisherigen Leben und sollte mein Leben verändern!

Mein Anruf im Haus Leben war ein voller Erfolg. Nachdem ich kurz meine Probleme geschildert habe, sagte mir eine sehr freundliche Frau, dass ich hier genau richtig bin und ich sollte doch gleich zum „Schnuppern“ den Qi Gong Kurs besuchen. Dies machte ich auch umgehend. Und dann war ich das erste Mal im Haus Leben.

Ich war sofort angetan. Hellgrüner Anstrich, Blumen und Bilder (von Patienten) gemalt. Überall Aushänge und Wandtafeln mit den mir so verhassten Begriffen wie „Krebs“ und „Karzinom“.

Mein erster Gedanke war: „Wenn sie das an die Wandtafel schreiben, kann es doch nicht so schlimm sein“. Mir war, als wenn ich eine bekannte Welt betrete. Ich fühlte mich plötzlich mit all meinem Kummer und den Sorgen sehr gut aufgehoben. Der Empfang war sehr freundlich und offen, als wenn wir uns schon immer kannten. Im Unterrichtsraum waren Frauen, die vom Urlaub, den Kindern aber auch von ihrer Krankheit erzählten. Sie sprachen die Worte „Krebs“ und „Chemo“ ganz selbstverständlich aus. Ich konnte das Wort „Krebs“ zu diesem Zeitpunkt noch nicht aussprechen. Ich sagte nur: „diese Krankheit“.

Hier waren auch Frauen, wo ich dachte, dass sie nie im Leben Krebs gehabt haben. So gut sahen sie aus und so gut waren sie drauf. Ich dachte, wir sind eine gemeinsame Gruppe aus Gesunden und Kranken. Das war ein Irrtum. Sie hatten den Krebs schon besiegt oder waren dabei ihn zu besiegen. Dort im Unterrichtsraum fand ich die so heiß ersehnte „Normalität“. Ich habe mich auf Anhieb wohl gefühlt und gespürt, hier werde ich wieder gesund. Wenn die Kraft nachlässt, setzt du dich eben. Wenn du weinen musst, weinst du eben. Wenn du Schmerzen hast, wird die Hand aufgelegt. Keiner stellt Fragen, jeder weiß wie du dich fühlst oder wundert sich nicht über deine Gefühlsausbrüche.

Hier durfte ich auch sagen, dass ich Angst habe. Meiner Familie selbst hatte eigene Probleme, und ich wollte sie nicht noch mehr belasten.

Nach einem halben Jahr bin ich auch ins Offene Atelier gegangen. Mit Farbe und Bildern wurde ich dann auch noch meine Wut los. Meine Konzentration wurde besser und ich konnte wieder an Familienfesten teilnehmen.

Die Sozialarbeiterin vor Ort hat mir zu meiner Reha verholfen und alles in die Wege geleitet. Ich musste nur unterschreiben.Welch große Hilfe! Die Psychologin habe ich mehrmals ohne Probleme in Anspruch genommen. Sie hat ihre Sprechstunde im Haus Leben. Die vielen Angebote von gemeinsamen Kochen und Frühstück, über Selbsthilfegruppen und Chor sowie richtig gute Veranstaltungen und Vorträge sind wirklich toll. Unsere schöne Weihnachtsfeier nicht zu vergessen!

Nun ist meine Erkrankung schon vier Jahre her und ich bin immer noch hier. Das Haus Leben Leipzig ist ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben geworden. Ich habe so viel Neues kennengelernt, so viele wertvolle Menschen getroffen. Haus Leben … was wäre ich ohne dich?

Für die körperliche Genesung von Krebs wird medizinisch sehr gut gesorgt. Man wird engmaschig untersucht. Aber für die Seele, für die Seele müssen wir selber sorgen. Dank Haus Leben ist das super gelungen.

Möge dem Verein nie das Geld ausgehen. Möge es immer Unterstützer und Sponsoren geben, dass noch mehr Patienten geholfen werden kann!

Danke!

 

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.